Kategorien
Analytics Taktiktafel

Taktiktafel: Osnabrück (A)

Das Hinspiel …

… war der einzige Heimsieg unter Damir Canadi. Ein spätes Tor von Johannes Geis sorgte Ende August für den zweiten Sieg im vierten Spiel. Osnabrücks Trainer Daniel Thioune fasste es nach dem Spiel passend zusammen, als er sagte, dass der Sieg für den FCN verdient, die Niederlage wegen des späten Gegentors für sein Team aber unglücklich gewesen sei. Dieses war ins fünfte Pflichtspiel der Saison mit der vierten unterschiedlichen Grundformation gestartet. So war es eines der ganz wenigen Spiele der Hinrunde in der Zweiten Bundesliga, in dem beide Mannschaften mit Dreierkette agierten.

Es war insgesamt eines der wenigen Spiele in der Hinrunde, bei dem der FCN es geschafft hatte, den Gegner seiner Stärken zu berauben. Der VfL kam kaum zu Zuspielen in Tornähe und schoss selten aufs Tor. Ganz im Gegensatz zum FCN: Der hatte zahlreiche tiefe Zuspiele und schaffte es auch das Pressing, das Osnabrück situativ spielt, auszuhebeln. Dass der Erfolg dennoch knapp war und Osnabrück auch auf Grund eines vom VAR annullierten Treffers nicht in Führung ging, zeigt, wie brüchig das spielerische Konstrukt des 1. FC Nürnberg in dieser Spielzeit ist.

Anders seitdem ist …

… dass Osnabrück inzwischen zumindest eine Formation gefunden hat, die man häufiger einsetzt. Daniel Thioune lässt die Mannschaft oft im 4-2-3-1 auflaufen, tut das aber vor allem auswärts. An der Bremer Brücke variiert der Aufsteiger seine Grundformationen immer noch sehr oft: 3-3-3-1, 4-3-3, 3-4-1-2, 4-4-2 mit Raute waren in den letzten Spielen vor eigenem Publikum die Startformationen. In diesen Spielen wurden unter anderem der VfB Stuttgart und der Hamburger SV geschlagen.

Der VfL kann also vor allem im engen heimischen Stadion überzeugen. Fünf der sieben Saisonsiege erlangte der VfL zuhause. Sieben Siege heißt auch, dass Osnabrück insgesamt eine solide Runde spielt, sich eigentlich die gesamte Saison im Mittelfeld aufhielt. Nach der Niederlage im Hinspiel waren sie Siebter, vor dem Rückspiel sind sie Achter.

Statistisch auffällig beim Gegner …

… ist die geringe Zahl der langen Pässe. Während der Club sowohl unter Canadi als auch unter Keller langen Hafer zum Spielaufbau einsetzt, verzichtet Osnabrück weitgehend auf dieses Mittel zum Spielaufbau. Nur Stuttgart und Hamburg spielen noch seltener den langen Ball. Damit kausal einher geht, dass die Niedersachsen nach Hamburg und Bielefeld das Team mit den wenigsten Ballverlusten sind. Das Aufbauspiel des VfL ist konzentriert und darauf bedacht, den Ball möglichst in den eigenen Reihen zu halten. Das heißt allerdings nicht, dass Osnabrück klassischen Ballbesitzfußball spielt, der durchschnittliche Ballbesitz liegt bei liegt nur bei 47 Prozent.

Ebenfalls auffällig: In Osnabrück ist der Luftraum weniger voll als anderswo. Der Vorjahresmeister der Dritten Liga schlägt die drittwenigsten Flanken in der Liga, von links schlägt sogar niemand weniger Bälle in den Strafraum als die Lila-Weißen. Ein Grund dafür könnte darin zu finden sein, dass der VfL nicht besonders gut in den Luftduellen ist. Kein Team in der gesamten Liga gewinnt einen geringeren Anteil seiner Kopfballduelle. Es ist daher fast verwunderlich, dass Osnabrück derzeit das Team mit den wenigsten Standardgegentoren in der Liga ist. Besonders gut ist der Clubgegner vom Samstag dagegen in den Duellen mit dem Ball am Fuß, Osnabrück hat die höchste Quote an gewonnenen Offensivduellen (44 Prozent) in der gesamten Liga.

Der Hipster-Spieler …

… kam im Sommer 2016 von der SG Sonnenhof Großaspach, ist in Schweden geboren, hat einen deutschen und einen kosovarischen Pass und wurde aber in der Jugend von Arminia Bielefeld ausgebildet. Es geht also quasi nicht mehr Hipster als Bashkim Ajdini. Der 27-Jährige ist Rechtsverteidiger beim VfL Osnabrück und trotz der Flankenaversion seiner Mannschaft unter den besten zehn Flankengebern der Liga.

Damit aber nicht genug: Ajdini ist spielt die meisten Pässe die zu Abschlüssen führen, was natürlich zum Teil daran liegt, dass er häufig flankt. Flanken führen häufiger als Pässe zu direkten Abschlüssen. Auch gehört Ajdini, obwohl er Verteidiger ist zu den Top 5 der Osnabrücker in Sachen „erfolgreiche Offensivaktionen pro Spiel“. Ein echter Antreiber, der allerdings in der Rückwärtsbewegung manchmal wackelt.

Der Artikel erschien in leicht veränderter Fassung am 7. Februar 2020 unter dem Titel „Leere im Luftraum“ im Nürnberger Stadtanzeiger, dem gemeinsamen Lokalteil von Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung, auf Seite 36.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.