1. Tim Parks: Eine Saison mit Verona
Fast schon die Mutter dieses Genres. Einer, der etliche Nachahmer fand, der sogar den Sidekick von Harald Schmidt dazu veranlasste, über den 1. FC Köln zu schreiben.
Parks, bis 2019 Literaturprofessor in Mailand, begleitet Hellas Verona durch die Saison 2000/01. Er zeichnet dabei nicht nur ein Bild des italienischen Fußballs vor zwanzig Jahren, sondern auch eines von Italien um die Jahrtausendwende.
Parks bestreitet seine Auswärtsreisen mit der brigate gialloblú und beschönigt dabei keinen Aspekt dessen, was die Hellas-Anhänger da singen, sagen und tun. Gleichzeitig merkt man im Laufe des Buchs, dass Parks immer mehr aufgeht in der Gruppe, immer weniger Draufsicht und immer mehr Innensicht wird.
Ein Klassiker, der auch heute noch nichts an seiner Wirkung verloren hat.
2. Charlie Connelly: Stamping Grounds
Liechtenstein mag ein abseitiger Ort für Fußball sein. Es ist aber der Ort für eine gute Geschichte. Charlie Connelly, eigentlich Reisejournalist, verfolgt die zum Scheitern verurteilte Qualifikationsrunde des liechtensteinischen Nationalteams für die WM 2002.
Die Tatsache, dass Connelly einer ist, der viel über seine Reisen schreibt, ist von Vorteil, denn die Spielberichte sind selbstverständlich sehr einseitig und triefen niemals vor Spannung. Zu unterlegen sind die Liechtensteiner. Doch die Beschreibung des Lands allein lässt den Leser spüren, wie es ist, in so einem Mikrostaat zu leben.
Auch hier gilt, je länger der Autor sich mit dem Sujet beschäftigt, desto mehr taucht er ein, desto mehr wird er vom stillen Beobachter zum glühenden Anhänger. Bei Connelly kommt hinzu, dass er viel Zeit mit den Verantwortlichen des Liechtensteiner Verbands verbringt. So bekommt das stets unmögliche Unterfangen für Liechtenstein, Erfolge im internationalen Fußball zu feiern, einen menschlichen Anstrich.
3. Aidan Smith: Heartfelt
Aidan Smith ist Fan von Hibernian, doch in diesem Buch geht es nicht um die Hibs, es geht um den Lokalrivalen. Denn Smith begleitet ein Jahr lang nicht seinen Lieblingsverein, sondern den Erzfeind: Hearts of Midlothian. Trainspotting-Autor Irvine Welsh wird auf dem Buch damit zitiert, dass es das beste Buch sei, das er je über Fußball gelesen habe.
Womöglich hat Welsh nicht so viele Bücher über Fußball gelesen, ein gutes Buch ist „Heartfelt“ aber allemal. So seltsam die Prämisse ist, so sehr entwickelt das Buch dann genau deshalb seine Deutungsmacht. Denn am Ende ist Fußball eben doch überall gleich und Smith stellt das dann auch ziemlich schnell fest.
Das ist die große Leistung des Buchs. Ein Buch, das mit großen Animositäten aufmacht, endet mit vielen Gemeinsamkeiten und ganz ohne Hass. Smith auf dieser Reise zu begleiten ist spannend und man fragt sich selbst: Würde es mir auch so gehen?